Manchmal bleibt etwas im Kopf hängen. Damit es mich loslässt, muss ich es loswerden. Manchmal bleibt es dann für immer hängen – auch gut. Heute geht es um Kernobst und Fairness.
Genau genommen geht es um die Redewendung «Du sollst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen» – so formuliert, hört es sich wie eines der zehn Gebote an. Vielleicht ist es deshalb hängengeblieben.
Jedenfalls soll das Bild der Äpfel und Birnen daran erinnern: Ist das, was verglichen wird, wirklich vergleichbar? Und ich frage ich mich: Macht es denn überhaupt Sinn, Gleiches mit Gleichem zu vergleichen? Macht nicht die Verschiedenheit den Vergleich erst interessant?
Bei der Erklärung von GEO vergleicht ein älterer Junge seine Schwimmfähigkeiten mit einem jüngeren Mädchen, das langsamer schwimmt als er. Was aber, wenn das jüngere Mädchen schneller als der ältere Junge wäre? Ich zum Beispiel bin 48 und vermutlich langsamer als die Kleine.
Die Erklärung auf Infosperber liefert etwas mehr über die Redewendung. Auch hier kommt ein Kind zum Zug. Es vergleicht ganz echt und zurecht einen Apfel mit einer Birne. Dabei kommt es auf das Dritte an – und das ist in diesem Fall die Form.
Nun zum Versuch, den Grund dafür, dass die Redensart bei mir hängengeblieben ist, in dieses Schema zu stellen: Eine Statistik von Quarks zeigt, dass die Schweizer Nationalmannschaft an der Fussball-Europameisterschaft 2021 am meisten geflogen ist. Mein Kommentar dazu: Wie das Volk, so die Nationalmannschaft..
Mir geht es um die Aussage, dass Schweizerinnen und Schweizer extrem viel fliegen. Nur Norwegerinnen und Norweger fliegen noch öfter. Beide wohnen in sehr reichen Ländern. Das bestätigt die Ungerechtigkeit im Kontext des Klimawandels: Wer reich ist, konsumiert mehr und verursacht mehr Treibhausgase.
Mein Schluss: Die Flugverhalten der Schweizer Nationalmannschaft und der Schweizer Bevölkerung lassen sich vergleichen. Die Mitglieder der Nationalmannschaft gehören auch zur Schweizer Bevölkerung.
Ob der ursprüngliche Vergleich von Quarks allerdings nicht doch Äpfel mit Birnen vergleicht, ist eine andere Frage. Immerhin spielten die Schweizer im über 3000 Kilometer Luftlinie entfernten Baku sowie in St. Petersburg, Bukarest und Rom. Andere Mannschaften spielten im eigenen Land.
Auch mein Vergleich «Wie das Volk, so die Nationalmannschaft» ist nur dann redlich, wenn keine Hinterlist dahinter steckt – keine böse Absicht also, die Nationalmannschaft an den Pranger zu stellen.
Jetzt muss ich mich also fragen, ob mein Kommentar hinterlistig war. Meine Absicht war es, die Gelegenheit zu packen und darauf hinzuweisen, dass Schweizerinnen und Schweizer klimabelastend viel mehr fliegen als andere, was zu Ungerechtigkeiten führt.
Laut WWF hat sich der Flugverkehr seit 1990 fast verdreifacht. Im Vergleich zu den Nachbarländern fliegen Schweizerinnen und Schweizer doppelt so häufig. Die Fliegerei ist in der Schweiz für 27 Prozent des menschgemachten Klimawandels verantwortlich. Das geht auch anders: Weltweit trägt das Fliegen sieben Prozent bei. Deshalb sind neue Nachtzugverbindungen für Schweizerinnen und Schweizer wichtig.
Zurück zu den Äpfeln und den Birnen: Schweizerinnen und Schweizer essen mehr als 16 Kilogramm Äpfel pro Kopf und Jahr. Das ist der Spitzenplatz unter den Schweizer Früchten. Äpfel enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Die Birne ist die süsse Schwester des Apfels. Ihre Folsäure stärkt den Kreislauf und das Herz, ihre Ballaststoffe lindern Entzündungen im Magen- und Darmbereich. Gut zu wissen, finde ich – und gut ist was im Kopf hängengeblieben und hat mir die Gelgenheit geboten, Äpfel mal mit Birnen zu vergleichen.
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