Heute genau vor einem Jahr entstand eine Idee, die zur Ausstellung #coronakunstglarus im Güterschuppen Glarus vom 26. September bis zum 18. Oktober 2020 führte. Auch ich durfte Teil dieses Projekts sein, das wie ein erleichterndes Ventil wirkte und Türen öffnete.
#coronakunstglarus war mehr als eine Ausstellung. Sie wurde für viele Menschen zu einem Treffpunkt und einer Möglichkeit des Ausdrucks in einer Zeit, die als ersten Reflex Widerstand, Verunsicherung oder Angst auslöst.
Die Ausstellung half vermutlich vielen Menschen – Künstlerinnen und Künstlern, Organisatorinnen und Organisatoren, Besucherinnen und Besuchern – dabei, diese unangenehmen Gefühle in positive Kraft umzuwandeln. Jedenfalls ging das mir so. Zum Einjährigen ihrer Idee will ich von Rahel Opprecht wissen, wie sie zurück- und vorausblickt, welche Gefühle, Spuren und Gedanken #coronakunstglarus ausgelöst und hinterlassen hat.
Fünf Fragen an Rahel Opprecht
Was hat #coronakunstglarus verändert?
Die Realisierung führte, auf einer persönlichen Ebene, zu mehr Gelassenheit. Es fing an mit dem inneren Widerstand gegen die Massnahmen, der dann ins Tun wechselte: Das lohnte sich sehr.
Was ist aus #coronakunstglarus entstanden? Es entstanden Kraft und Ausstrahlung durch das Miteinander. Wir erlebten Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit, wertvolle und nährende Gespräche. Daraus entstanden neue Kontakte. Natürlich erlebten wir auch Diventum: Es brauchte zeitweise starke Nerven und Geduld.
Warum lohnte sich #coronakunstglarus? Manchmal lohnt es sich, mutig zu sein und das Steuer für eine Weile zu übernehmen, auch wenn du vielleicht noch nie zuvor gesegelt bist – im Vertrauen, dass bei hohen Wellen unterstützende Hände für Sicherheit sorgen.
Warum war Mut wichtig für #coronakunstglarus? Es geht um den Mut, einer Eingebung zu folgen. Wenn du mit dem Herzen an eine Sache gehst, öffnen sich die Türen zum Vertrauen. In diesem Prozess, also der Wechselwirkung zwischen Vertrauen und Mut, steckt viel Stärke. Wie sieht es mit einer Fortsetzung von #coronakunstglarus aus? Ich wünsche mir einen Treffpunkt für Kultur und Kunstschaffende, ein Kultur-Café zum Beispiel. Das soziale Leben kommt nach meinem Empfinden zu kurz, wenn man einfach nur abwartet und Tee trinkt. Ich stelle mir ein Projekt des Zusammenkommens und des künstlerischen Austausches vor, zum Beispiel ein Kunst-Treffen. Für eine weitere Ausstellung im Umfang von #coronakunstglarus 2020 fehlt mir aber die Energie – dazu braucht es noch mehr Sonne, frischen und freien Wind in meinem Kopf.
#coronakunstglarus hinterlässt Spuren
Die Kunstausstellung hinterlässt auch heute, bald ein halbes Jahr nach der Finissage, immer wieder Spuren. So läuft zum Beispiel bis zum 20. April noch Life is good (Plasma) mit Marco Russo im Art Space von Antonio Wehrli in Schwanden. Russo und Wehrli stellten auch bei #coronakunstglarus aus. Vor Russo stellte MARCK dort aus, der kürzlich ebenfalls im Art Space ausstellte und an #coronakunstglarus beteligt war.
Ebenfalls kürzlich publizierte die glarnerSach den Geschäftsbericht 2020 mit einer Bildserie aus der Ausstellung, die in der Publikation durch die einzelnen Themen und die Jahresrechnung begleitet. Die Versicherungsgesellschaft war einer der Sponsoren von #coronakunstglarus. Und auch auf Instagram ist inzwischen ein Kanal entstanden, auf dem die Organisatoren laufend mit Fotos aus der Zeit der Ausstellung an #coronakunstglarus erinnern.
Quelle: Diesen Beitrag durfte ich ursprünglich im Kulturblog der Glarner Agenda veröffentlichen.
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