Eigentlich stecke ich gerade im auslaufenden Jahr 2022. In dieser Zeit des Aufräumens habe ich einen brachliegenden Text über Glücksmomente gefunden. Ich drehe drum die Zeit mal ungefähr zwei Jahre zurück.
Heute ist es mir noch nicht passiert. Aber gestern, letzte Woche und im Dezember gleich mehrmals: Ich hatte Glücksmomente – mitten in der Pandemie, unter der Nebeldecke, im Homeoffice, mit anhaltenden Nackenschmerzen und bei geschlossenen Restaurants. Ich frage mich: Darf das sein? Und finde: Ja, unbedingt!
Darf's einfach mal was Gutes sein?
Einer dieser Glücksmomente bescherte mir am 23. Dezember ein SRF-Beitrag über «Jerusalema». Bekannt wurde Nomcebo Zikodes Zulu-Lied über ein Video einer Tanztruppe aus Angola.
Heute tanzen Gesundheitsangestellte, Nonnen und Mönche, Turnvereine, Jung und Alt rund um den Globus dazu. «Jerusalema» nistet sich mit seiner wohltuenden Leichtigkeit in die Schwere der Zeit und bewegt Menschen weltweit.
Als ob das nicht schon genug wäre, handelt der Text von Jerusalem als Sehnsuchtsort und Ort der Hoffnung. Alles in allem: Ein erfreuliches Massenphänomen als Glücksmedizin für Körper und Geist – so etwas wie «We are the World» Covid-19 Version.
So frei wie nur möglich
Überhaupt hat SRF meinen Dezember mit Glück gefüllt und mich bewegt – am 14. Dezember mit Freiraum im Glarnerland auf SRF2 Kultur mit meinem Nachbarn, der mir von der Seele spricht:
«Inspiration kommt von der Beschäftigung mit Dingen.» Lando Rossmaier, Architekt
Eine Erkenntnis, die ich absolut teile. Vor lauter Plänen und Konzepten drehe auch ich den Spiess gerne um und schreibe drauf los, um die Gedanken und Geschichten zu entdecken, die daraus entstehen oder denen ich dabei begegne.
Nebenprodukt der Sendung über meine Wahlheimat ist das Bewusstsein, wie viel Glück ich als Bewohner meines Dorfes habe. Glück im Unglück sozusagen – mit einem wirklich hübschen Ortsbild, einer wunderbaren Lage in der Nähe zu Naturräumen mit viel Platz und mit dem gesellschaftlichen Zentrum des Kantons gleich gegenüber.
Allerdings: Das Altersheim «Bühli» in Ennenda geriet eine Weile unter starke Corona-Wellen, die auch in nationalen Medien um sich schlugen. Immerhin: Die Glarner Zirkusperle aus dem Hinterland sorgte für Trost.
Für Glück haben zum Jahresende die Silvester-Schellner gesorgt – mit dem einzigen kulturellen Höhepunkt, der 2020 im Dorf nicht fehlte. Das berührende Stück Normalität hat mich motiviert, mein laienhaftes Video-Wissen anzuwenden und einfach was auszuprobieren.
Blick aus der Zukunft
In einem Monat wird die dreizehnte Fee online gehen. Ein paar Monate später wird Schellner-Truppen in der ganzen Schweiz vorgeworfen, dass sie Verschwörer sind. Zwei Jahre später werde ich eine Website über mein Dorf machen, und das Gesundheitswesen wird immer noch am Limit laufen. Noch ein paar Jahre später wird die Zeit, in der wir gerade stecken, vermutlich totgeschwiegen sein.
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