Allerheiligen war gestern – heute geht's um alle, statt um wenige – um alle Seelen. Dazu passt meine himmlisch unterhaltende Lieblingsserie.
Keine Neuigkeiten gab's auch wieder an Allerheiligen – also wie immer am Ersten des Monats. Fast kein Sterbenswörtchen ging darin über den christlichen Feiertag verloren. Dabei ist er immerhin der Gedenktag an die bekannten und unbekannten Heiligen.
Die Geister der Vergangenheit
Vermutlich gibt es mehr unbekannte als bekannte Heilige. Gemeinsam ist ihnen, dass sie tot sind. Das haben sie auch gemeinsam mit den noch viel häufigeren unheiligen Verstorbenen. Und für alle diese ist heute Allerseelen.
Warum es ausgerechnet der graue November ist, wenn die Lebenden den Toten gedenken, weiss ich nicht. Vielleicht soll man gerade wegen der Garstigkeit in dieser Zeit ihre Gräber mit einer Kerze schmücken.
Was ich inzwischen weiss: An Halloween, in der Nacht vor Allerheiligen, wiesen die Menschen ursprünglich den Geistern der Toten mit Lichtern den Weg zurück zur Erde. Den Faden des Lichtspiels nimmt auch mein Serien-Tipp zu Allerseelen auf.
Das Lichtspiel mit Todesfolge
Six Feet Under ist auch nach über 20 Jahren meine Lieblingsserie und deshalb meine Empfehlung an die, die sie noch nicht kennen oder meine Erinnerung an die, die sie wieder sehen wollen.
Six Fee Under schafft es, den Tod zur Unterhaltung zu machen, ohne ihn zu verherrlichen. Jede Episode beginnt mit einem Todesfall. Ich erinnere mich an eine Folge mit einer Feuerbestattung, bei der die Trauernden die Asche rupften.
Und ich erinnere mich, wie die allerletzte Folge der allerletzten Staffel wirklich die allerletzte war. Danach gibt es nichts mehr zu sagen. Alles ist erzählt – eine Fortsetzung macht keinen Sinn: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch immer.
Die Seelen der Lebenden
Auch diese Gedanken kommen nicht ohne Musik aus. Obwohl die Schlussszene meiner Lieblingsserie schon Musik ist, kommt das perfekte Lied zu Allerseelen und der Angst vor dem Tod von meiner Lieblingsband dazu.
Leben den Lebenden Rainer von Vielen
Gestern war ich unten bei den Toten.
Ich hab’ gehört davon zu reden sei verboten.
Doch Quoten hin oder her, es ist im Grunde nur fair,
davon zu sprechen und die Tiefen auszuloten.
Denn jeder den ich kenn’ wird einmal sterben,
Das macht der sexy Arsch und auch der dicke Bauch.
Der Partyhengst, die Diva, Herr Minister,
Der Schauspieler der Gott spielt? Der auch.
Meine Damen und Herren,
gute Nachrichten über den Tod.
Um an ihn ranzukommen,
brauchst du keine Nummer und Codes.
Er ist unbestechlich,
und er gibt nichts auf den Anschein.
Konsequenterweise wird jeder einmal dran sein.
Gute Nachrichten über das Leben:
Du brauchst ein Dach überm Kopf,
Klamotten, Nahrung und eben
ein wenig Liebe und Menschen
um dich herum, die dich verstehen.
Dann hast du alles was du brauchst
und kannst abgehen.
Leben den Lebenden
Liebe den Liebenden
und ein Yeah auf die innerlich lebendig gebliebenen.
Die Soulrider, die ihre Zeit bewusst leben.
Jederzeit bereit, von sich aus alles zu geben.
Gestern kam der Tod bei mir vorbei.
Er sah sehr freundlich aus,
hatte nicht mal ne Sense dabei.
Seine Augen haben Zeitalter von Leben gehen sehen,
damit sich groovende Seelen in neuen Ebenen drehen.
Und er sagte zu mir:
«Schreib dieses Lied, Rainer.
Weil auf der Erde viel zu viel
aus Angst vor mir geschieht.
Keiner will an mich denken,
bevor ich 'Guten Tag' sage.
Und aus Angst vor dem Ende
zählt ihr nur noch die Tage.
Doch die Ignoranz, die mir entgegenschlägt,
führt dazu mich zu verachten,
dabei ist es nur mein Job den ich tu.
Die Welt ist immer so gewesen,
und so wird sie auch bleiben.
Also fangt endlich an, eure Angst zu vertreiben.
Da hab ich erst einmal geschluckt und gedacht:
Wenn der extra so ein Aufhebens macht,
dann muss wohl was dran sein, an seinen Worten.
Deshalb geb’ ich sie weiter an euch,
anstatt sie zu horten.
Leben den Lebenden
Liebe den Liebenden
und ein Yeah auf die innerlich lebendig gebliebenen.
Die Soulrider, die ihre Zeit bewusst leben.
Jederzeit bereit, von sich aus alles zu geben.
Deine Taten werden zu den Worten der Anderen.
Und deine Worte beginnen um die Welt zu wandern.
Deine Wanderschaft erschafft neue Wege im Nichts.
Und die Nichtigkeit eröffnet dir die Strahlen des Lichts.
Deine Strahlen dringen durch die dicksten Wände.
Und die Linien deiner Hände schreiben wiederum Bände.
Deine Finger bändigen die wildesten Dämonen,
weil der Teufel im Detail und die Ängste im Kopf wohnen.
Leben den Lebenden
Liebe den Liebenden
...Soulrider, Soulrider...
Den eigenen Geistern auf der Spur
Auch meine andere Lieblingsband oder mein anderer Lieblingsmusiker hat sich im Newsletter vorgestern an Halloween Gedanken zu Allerheiligen gemacht – über falsche und echte Gespenster. Ich habe sie im Club der guten Hoffnung erhalten. Zum Ende steht darin:
«Morgen ist übrigens Allerheilligen. Ein Tag, an dem man in Österreich auf den Friedhof geht und der Toten gedenkt. Aber vielleicht auch der Tag, an dem wir den Menschen gedenken, die wir selbst mal waren. Den Geistern, die in uns wohnen und an die kleinen Entscheidungen, die sie geprägt haben.» von Ariel Oehl im Clubletter der guten Hoffnung
Oehl hat mich dieses Jahr nach Österreich gebracht. Auch Rainer von Vielen brachte mich mal in ihre Heimat ins Allgäu. Irgendwann erscheinen meine Zeitreisen darüber.
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