Beim Wühlen in meinen Texten bin ich auf mein erstes – und einziges – Märchen von 1995 gestossen. Die Zeit ist da, es der dreizehnten Fee zu übergeben.
Es lebte einmal ein kugelrunder, dicker Eisbär auf dem Grund des runden Meeres. Er hatte sich sein eigenes Reich erschaffen und war sowas wie ein König. Eigentlich war er rundum glücklich. Er machte jeden Tag neue Bekanntschaften mit runden Freunden – zum Beispiel mit Wasserblasen oder Kugelfischen. Alles, was er kannte, war sein Reich auf dem Grund des runden Meeres.
Eines Tages machte der Eisbär auf dem Grund des übrigens auch riesigen Meeres die Bekanntschaft mit einem eckigen Fischerboot, das gesunken war. Er bestaunte es von allen Seiten und setzte sich hinein. Als er so sitzend vor sich hinträumte, zerfiel das Fischerboot in tausend Stücke. Der Eisbär war zu dick für das verletzliche Ding.
Als er sah, was er angerichtet hatte, kullerten dem Eisbären riesengrosse Tränen die haarigen Wangen hinunter. Der Eisbär konnte es sich nicht verzeihen, das einzig Unrunde in seiner Welt zerstört zu haben. Er machte sich so lange so viele Vorwürfe, bis er sich nicht mehr erinnerte, wie glücklich er früher einmal war.
Auch seine runden Freunde bemerkten, dass der Eisbär immer trauriger wurde. Er hatte seit Monaten kein Wort mehr gebrüllt und mit seinem herzhaften Lachen abgerundet. Er sass nur da und starrte auf die Überreste des zerstörten Fischerboots. Er frass nicht einmal mehr seine geliebten Fleischballen, die ihm die Walfische geschenkt hatten. Seine kugelrunde Form schwand, sein Pelz begann Falten zu werfen.
Wie es weiter geht, ist irgendwann an dieser Stelle in Teil zwei zu erfahren.
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