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Der Eisbär – das Auftauchen

Etwas Abkühlung würde gerade guttun. Doch auch beim Eisbären wird es heiss. Er hat sich auf eine Reise ins Ungewisse gemacht. Am Ende von Teil sechs tauchte er zur glitzernden Wasseroberfläche des runden Meeres auf.


Der Eisbär war sich schon schnell nicht mehr gewohnt, so weit weg von seinem Zuhause zu sein. Er tauchte immer weiter auf, bis er etwas Dunkles an der Wasseroberfläche erkannte. Dort wollte er auftauchen, denn er hoffte, dass er von dort aus weiterkommt. Und tatsächlich: Je näher er dem Dunkeln kam, desto klarer wurde es erkennbar: ein Boot.



Ein Boot? Das kam ihm bekannt vor. Nicht nur von seiner Rückreise zum Grund des runden Meeres her. Noch von woanders. Ehe er sich in diesen Gedanken vertiefte, schaute schon sein Kopf aus dem Wasser. An die Luft musste er sich zuerst gewöhnen. Zum Glück erinnerte er sich an eine Atemtechnik, die ihm ein Gast in seinem Water B'n'B beigebracht hatte.


Nachdem er in das Boot geklettert war, überraschte es ihn, dass niemand darin sass. Dafür stand auf dem Steuer «Selbstbedienung» geschrieben. Einen kleinen Moment war er unsicher und fragte sich, ob er wieder umkehren soll. Er fühlte sich technisch überfordert.


Jetzt hätte er seinen Langzeitbären gebraucht. Beim Gedanken an ihn erinnerte er sich an eine gemeinsame Überfahrt mit einer Fähre, die er selbst steuern musste, weil sonst niemand auf der Fähre in der Lage dazu war.



Der Eisbär warf also den Motor an und fuhr los in die Richtung seines Gefühls. Der Wind wehte ihm ins Gesicht und trocknete seinen nassen Pelz. Es war ein mulmiges und gleichzeitig sehr angenehmes Gefühl: Es war heiss da oben, aber der Wind lenkte von der sengenden Sonne ab.


Nach einer Weile zeichnete sich am Horizont die Küste ab. War das Kenya? Seine Lust auf die Begegnung mit dem netten Braunbären-Kellner wuchs. Er hoffte, von ihm zu erfahren, warum er damals an der Erdoberfläche unterwegs war. Das herauszufinden, war schliesslich sein Ziel.


Als das Boot der Küste näherkam, stellte sich heraus, dass es sich um eine Insel handelte. Der Name «Sansibar» auf dem Willkommensschild trieb ihn für einen Moment zur Verzweiflung. Obwohl er das Boot in die Richtung seines Gefühls gelenkt hatte, steuerte er auf das falsche Land zu.



Der Grund für sein getäuschtes Gefühl war das Letzte, worüber er sich jetzt und in Sansibar, wo er nichts verloren hatte, Gedanken machen wollte. Als er nordwärts abbiegen wollte, fiel ihm am Strand ein hübscher Kerl auf, der ihn anstarrte.


«Hey Du – wieso fährst du schon wieder?» rief ihm der hübsche Kerl zu. «Kennen wir uns?» fragte der Eisbär zurück. «Das ist nicht die Antwort auf meine Frage», rief der andere zurück. Der Eisbär fühlte sich gerade ziemlich herausgefordert, aber irgendwie auch geschmeichelt. Er entschied sich, mal noch auf Sansibar zu bleiben, um die Lage abzuchecken.



Wie es weitergeht, ist irgendwann an dieser Stelle in Teil acht zu erfahren. Was vorher geschah, steht in den bisherigen Episoden geschrieben.

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