Es ist Zeit für das CO₂-Gesetz. Am 13. Juni 2021 entscheidet die Schweiz wenigstens über einen Kompromiss, um dem Versprechen im Übereinkommen von Paris einen Schritt näher zu kommen. Ausgerechnet die Jungen stehen aber auf die Bremse.
Die Junge SVP Glarus lehnt das CO₂-Gesetz ab, begründet ihr Nein mit Benzinpreiserhöhungen und behauptet, die Bevölkerung sei auf das Auto angewiesen.
Nun: Im Kanton Glarus sind nicht alle auf ein eigenes Auto angewiesen und auch nicht auf einen Verbrenner. Nun: Ob die Benzin- und Dieselpreise steigen, entscheidet nicht das CO₂-Gesetz, sondern bestimmen die Treibstoff-Importeure.
Auch die Glarner Jungfreisinnigen haben die Nein-Parole herausgegeben.Tatsächlich fällt beim letzten Abstimmungsbarometer der Nein-Stimmen-Anteil der Jungen auf. Jung ist eben wild, rebellisch, aufständisch. Und das ist gut so.
In diesem Fall frage ich mich aber, welchen Sinn diese Rebellion hat. Die Jungen haben noch ein langes Leben vor sich. Das tönt nach Vorteil, mit Blick auf den Klimawandel ist es eher ein Nachteil.
Die gesundheitlichen Auswirkungen betreffen ältere Menschen besonders. In Zukunft werden diese mit tiefgreifenden Auswirkungen der Klimaerwärmung konfrontiert sein – mit ihnen die Gesundheitssysteme, die Notfallmedizin, der Katastrophenschutz und die Versicherungswirtschaft. In dieser Zukunft sind die heutigen Jungen die Alten.
Das CO₂-Gesetz ist ein typisch schweizerischer Kompromiss, der genug Zeit und Möglichkeiten bot, sich einzubringen. Die Vorlage brauchte sechs Jahre: 2015 unterzeichnete die Schweiz das Übereinkommen von Paris. Bei einer Ablehnung des CO₂-Gesetzes verfehlt sie ihre Abmachung. Fein ist das nicht.
Und schlau ist es auch nicht. Vielleicht haben uns die letzten eineinhalb Jahre zu müde gemacht, um uns noch für Zusammenhänge zu interessieren. Dabei haben wir in den letzten Monaten eigentlich gelernt, dass wir gescheiter zwei Schritte vorwärts denken, als nur einen.
Die Klimadebatte hat einen riesigen Vorteil: Wir haben genug Daten seit Jahrzehnten. Wir kennen die Auswirkungen auf unsere Umwelt und Gesundheit. Nun wollen viele auf die Bremse stehen. Logisch ist das alles nicht, nennt sich aber Demokratie.
Wer ein Ja zum CO₂-Gesetz in den Briefkasten oder die Urne legt, muss es ja nicht gleich hinausposaunen, um nicht als «Klimaschützer» beschimpft zu werden. Tatsächlich scheint das ein Problem zu sein für bürgerliche Politiker, um sich so richtig für ein Ja einzusetzen. Sie werden plötzlich in eine unbequeme links-grüne Ecke gestossen.
Dabei ist das CO₂-Gesetz vieles, aber nicht links-grün. Für einen hartgesottenen «Klimaschützer» gäbe es jedenfalls genug Gründe für ein Nein. Zum Beispiel werden mit dem Klimafonds Ladeinfrastrukturen für E-Autos gefördert.
Weil das zu keiner Lösung des Verkehrsproblems führt, ist das für mich eine Katastrophe. Ich bin aber solidarisch mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern und sage Ja zu diesem Gesetz.
Wer springt noch über seinen Schatten?
Quelle: Diesen Beitrag durfte ich ursprünglich als Leserbrief im Fridolin publizieren.
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