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Fasten fürs Klima – anschnallen mal anders

Am 28. Februar 2020 hat der Bundesrat Veranstaltungen ab 1000 Personen verboten. Grund dafür ist die Ausbreitung des Corona-Virus. Das Verbot trifft nicht nur exakt die Fasnacht, die abgesagt wurde. Das Verbot fällt ebenso exakt in die Fastenzeit. Beide – Fasnacht und Fastenzeit – gehören zusammen und haben mindestens so viel mit dem Klimawandel zu tun, wie mit dem Corona-Virus. Und: Heute startet eine Fastenaktion gegen den Auto-Virus. Doch von Anfang an.


Die Nacht der Fastenzeit ist der Ursprung der Fasnacht. Bis zum 19. Jahrhundert bedeutete Fasten der Verzicht auf Fleisch, Schmalz, Fett, Milch, Butter, Käse und Eier. Ab dem 13. Jahrhundert gab es vor der Fastenzeit grosse öffentliche Gelage. Es wurde geschlachtet, verderbliche Nahrungsmittel wurden aufgebraucht. Aus dieser Restenverwertung entstanden die mit Schmalz gebackenen, eierhaltigen «Fasnachtschüechli» oder Krapfen. An Umzügen beschenkten sich die Menschen mit Esswaren. Auf diese «fetten Tage» folgte die Fastenzeit.



Fasten trifft den Nerv der Zeit


Zurück ins Heute: Seit Aschermittwoch, 26. Februar 2020, ist Fastenzeit. Sie dauert bis und mit Karfreitag, 10. April 2020. Während sich im 20. Jahrhundert Fasten vielerorts auf Fleischverzicht am ersten und am letzten Tag dieser Zeit beschränkte, liegt grösser angelegtes Fasten wieder im Trend – zum Beispiel Klimafasten. Dazu rufen derzeit christliche Kreise auf. Klimafastende können dabei ihren eigenen Verbrauch bewusst reduzieren. Mit der Kampagne StopArmut sensibilisiert ein christliches Aktionsbündnis für eine achtsamere Lebensweise und wirbt für eine Weltverschönerungs-Kur. Das Bündnis bezieht sich dabei auf mehr globale Gerechtigkeit – Klimagerechtigkeit ist auch ein zentrales Anliegen der Klimabewegung.



Deine persönliche Challenge für die Welt


Klimafasten ist ganz einfach: Such Dir was aus, worauf Du während der nächsten Wochen bewusst verzichtest und wodurch Du zum Beispiel CO2 oder Methan sparst: Autofasten, Fleischfasten, Flugfasten, Kleiderfasten, Heizfasten – das und mehr lässt sich unter Klimafasten verstehen. Zu gewinnen gibt es nichts weniger als einen Beitrag an eine bessere Welt. Hilfe beim Klimafasten bieten zum Beispiel die Aktion Join my Challenge oder die ökumenische Kampagne von Brot für alle und Fastenopfer. Übrigens: Fasten hat auch positive Effekte auf Körper und Geist. Hunger und Sättigung werden wieder besser wahrgenommen. Fasten ist also die Chance für Dich, kritisch über Gewohnheiten nachzudenken und Deine Rolle in der Welt besser zu verstehen.



Deutsche Tradition fürs Glarnerland


Vor über zwanzig Jahren startete auf Initiative des deutschen Bistums Trier das erste Autofasten. Seither hat es sich verbreitet und zu einer Tradition entwickelt. In Deutschland läuft die Aktion vom 4. März bis am 4. April 2020. Die Initiative nimmt klar Bezug auf den Klimawandel. Das ist darum richtig, weil der Verkehr für 38 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich ist – davon sind wiederum 72 Prozent auf den Strassenverkehr, allein 56 Prozent auf Personenwagen, zurückzuführen. Auch zu einem klimafreundlicheren Kanton Glarus passt Autofasten, also der bewusste Verzicht aufs Auto. Schliesslich liegt die Glarner Motorisierungsquote mit 585 Privatwagen pro 1000 Einwohner*innen sogar noch über dem deutschen Durchschnitt.



Mit dem Markt spielen


Ganz ohne Konsum vergehen auch die 40 Tage Fastenzeit nicht. Sie eignet sich aber ideal für den bewussten Konsum und dazu, die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Magst Du nicht auf Fleisch verzichten, dann frage Deinen Metzger nach der Herkunft des Schnitzels oder bestelle ein halbes Schwein beim Bio-Bauern in der Nachbarschaft. Achte im Dorfladen auf Produkte mit möglichst wenig Verpackung. Falls Du ein neues Auto willst, lass Dich vom Glarner Garagisten über E-Autos informieren, entscheide Dich für einen kleineren Wagen und frage Deine Freunde oder Nachbarn, ob sie ein Auto mit Dir teilen. Egal was Du beim Fasten konsumierst: Mit bewusster Nachfrage trägst Du dazu bei, das Angebot in Deiner Region klimafreundlicher zu gestalten.



Quelle: Diesen Beitrag durfte ich ursprünglich für die Klimabewegung Glarus schreiben.

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