Nach vier besuchten Aufführungen des Einsiedler Welttheaters bin ich zum bekennenden Fan geworden. Laienschauspieler, Regisseur und Autor bieten ein beeindruckendes, apokalyptisches Spektakel.
Mit diesem Eindruck bin ich nicht allein. Nach jeder Aufführung verlassen andere Zuschauer angeregt die Tribüne und unterhalten sich auf der Heimfahrt im Zug über das Gebotene.
Spektakuläres Schauspiel vor der Kulisse des Klosters Einsiedeln
Vor einer der Aufführungen habe ich auf dem Weg zum Klosterplatz Flugblätter erhalten mit Überschriften wie «Gotteslästerung beim Welttheater» oder «Skandal statt Kultur» – natürlich mit Ausrufezeichen. Bei diesem Stück geht es aber nicht darum, ob seine Botschaft gefällt oder nicht. Es geht um die Welt und die Bedeutung des Menschen in ihr. Thomas Hürlimann und Volker Hesse bringen auf den Punkt, in welchem desolaten Zustand die Welt ist. Wegschauer mögen das anders sehen. Dass «konservative Christen» dem Stück Gotteslästerung vorwerfen, ist zwar enttäuschend, aber nicht überraschend. Auch bei Glauben und Weltanschauung gilt offenbar: Erfolg schürt Neid und Neider. Dem Ereignis Welttheater gelingt es, das Publikum zum Nachdenken zu bewegen. Weil es eine Sprache wählt, die auch dank ihrer audiovisuellen Stärke genauso unmissverständlich wie ästhetisch ist.
Schon der «Bombengel» sorgte im Vorfeld des Einsiedler Welttheaters 2007 für Furore.
Egal welche Vorstellungen, Vorurteile oder Erwartungen eine Besucherin oder ein Besucher des Einsiedler Welttheaters hat: Was sie oder er sieht, hört und fühlt, das überrascht und beeindruckt. Und es provoziert, sich wenigstens einen Moment lang einige Gedanken über sich selbst und die Umwelt zu leisten. Das ist wertvoll für uns viel beschäftigte und abgelenkte Menschen. Das Einsiedler Welttheater 2007 kommt selbst bei verdrängend veranlagten Menschen klar an. Ich jedenfalls kann vom Welttheater nicht genug kriegen.
Soviel zu meinen Gedanken – andere haben sich auch welche gemacht:
«Wie ein Dorf sein Theater trägt» | SRF Kulturplatz vom 20 Juni 2007
«Weltuntergang im Welttheater» | Dokumentarfilm von Marianne Pletscher
«Zäsur einer Tradition» | Theatrum Helveticum, Band 19, Urs Wesel Ochsner
Trailer zum Dokumentarfilm «Weltuntergang im Welttheater – Einsiedeln spielt verrückt» von Marianne Pletscher | TV-Erstausstrahlung am 28. Juni 2007 auf SRF 1
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