Wer kennt «Rebel without a Cause» mit James Dean? Der Film von 1955 passt zur eitlen Bekämpfung des neuen CO₂-Gesetzes.
Direkt übersetzt bedeutet der Titel «Rebell ohne Anlass». Es geht um den Jungen Jim aus der oberen Mittelschicht. Ihm fehlt es eigentlich an nichts.
Bei einer Mutprobe – dem Chicken Run – rasen er und sein Duellant in Autos auf eine Klippe zu. Wer zuerst aus dem Auto springt, ist der Feigling. Jim springt kurz vor der Klippe raus, der andere bleibt mit dem Jackenärmel am Türgriff hängen und stürzt in die Tiefe.
Auch das CO₂-Gesetz gibt nicht viel her für eine Rebellion. Es ist sozial und wirtschaftlich abgefedert, enthält lauter Ausnahmen und Verdienstmöglichkeiten für Unternehmen und fördert den e-motorisierten Individualverkehr. Trotzdem wird es bis auf die Zähne bekämpft.
Zurück zum Film: In der deutschen Fassung heisst er «… denn sie wissen nicht, was sie tun.» Das passt noch besser zu unserer Debatte, die sich um Dinge wie zwölf Rappen Benzinpreiserhöhung dreht. Diese kommt übrigens nicht durch das Gesetz zustande, sondern erheben, wenn überhaupt, die Treibstoff-Importeure.
Wer jetzt aus Angst, etwas zu verlieren ausgerechnet auf die Propheten hört, die uns in die missliche Lage mit dem menschgemachten Klimawandel gebracht haben, geht der eigenen Angst dieser Propheten auf den Leim. Diese preisen Eigenverantwortung als Heilmittel, das wir Jahrzehnte lang geprüft haben und sich als untauglich erwiesen hat.
Was zur Natur der Eigenverantwortung gehört, ist der Eigennutz. Wer denkt, den Bekämpfern des CO₂-Gesetzes ginge es um die anderen Menschen, statt um ihren eigenen Profit, weiss selber, dass das nicht stimmt. Ordentlich betonen sie, dass sie die Klimakrise nicht leugnen. Durch ihr Pochen auf alte, missratene Modelle tun sie aber de facto genau das und wecken frei erfundene Ängste.
Eigennutz führt nicht nur näher zur Klippe, er verklemmt auch unser Gefühl für das Gemeinsame – den Jackenärmel, in dem unser Arm steckt. Der Arm mit unserer Hand, die wir uns endlich reichen sollten.
Klemmt der Ärmel weiter fest, bleibt uns am Ende nur der Sturz in die Tiefe, der einsame Tod im Auto. Gut möglich, dass es Menschen gibt, für die das erstrebenswert ist. Blöd nur, dass das im Fall des Klimawandels alle anderen mit in die Tiefe zieht.
Gemeinsame Verantwortung ist ungewohnt für uns. Sie ist aber das Zukunftsmodell für unsere Gesellschaft. Das CO₂-Gesetz geht in diese Richtung. Der Clou daran: Wer Angst hat, wird von der Gemeinschaft getragen.
Wer Ja sagt zum CO₂-Gesetz, weiss was er tut, ist kein Feigling, geht keiner Rebellion auf den Leim, die keinen Anlass hat, und trägt zu einer gesunden gesellschaftlichen Entwicklung bei.
Quelle: Dieser Beitrag ist ursprünglich als Leserbrief in den Südostschweiz Glarner Nachrichten erschienen.
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