Dieses Wochenende steckte ich mal wieder mitten im Verkehr. Gegensätzlicher hätten meine Erlebnisse und Begegnungen innerhalb von 24 Stunden kaum sein können.
Angefangen habe ich das verkehrte Wochenende mit einem Besuch am Kerenzerbergrennen. Genauer gesagt im Vorfeld davon, also am Freitag. Ich war als Kulturblogger am Innovations-Apéro der kantonalen Wirtschaftsförderung dabei.
Entstanden ist daraus ein recht wohlwollender Kulturblog-Beitrag über eine Veranstaltung, auf die ich vor zehn Jahren zwar ganz anders öffentlich reagierte, zu der sich meine Einstellung seither aber alles andere als verändert hat.
Die Durchführung und finanzielle Unterstützung mit Kulturgeldern eines solchen Anlasses ist hinsichtlich der Klima-, Energie- und Friedenskrise und sowieso der miesen finanziellen Lage in der lokalen Kultur noch absurder geworden.
Noch am Freitagabend rauschte ich mit dem Zug nach Stands ab. Am Samstagmorgen fand dort die Delegiertenversammlung des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) statt. Ich vertrat erstmals die Sektion Glarus.
Während noch in Mollis allen völlig klar war, dass das Auto eine gute Erfindung, nie mehr wegzudenken und eigentlich heilig ist, war der Tenor am Samstag genau der umgekehrte: Das eigene Auto ist ein Übel, das es jetzt endlich zu überwinden gibt. Noch mehr Strassen für noch mehr Übel kommen überhaupt nicht in Frage.
Ich muss gestehen: Am Samstag fühlte ich mich eindeutig mehr zu Hause in Stans als am Freitag im Glarnerland. Und doch ist es halt wichtig, das ganze Spektrum einer Thematik erfassen zu können, wenn man sich für Veränderungen einsetzt.
Schliesslich muss man als schwächere Seite die Stärkeren verstehen, die mit der Angst vor Veränderung kämpfen – die also einen starken Antrieb haben, um andere Ideen im Keim zu ersticken. Oder anders gesagt: Die bei der Innovation den Profit noch immer vor den Menschen ins Zentrum stellen.
Dann gibt es noch etwas zu gestehen: Selbst am Samstag in Stans kam ich mir gut zehn Minuten lang recht fremd vor – die Startschwierigkeiten beim Smalltalk an der Kaffeemaschine nicht mitgerechnet.
Und zwar dann, als es um gendergerechte Mobilität ging. Der Impuls war schlussendlich sehr spannend, am Anfang hatte aber auch ich einiges zu beissen daran. Jedenfalls wäre das Thema am Kerenzerbergrennen sowas von meilenweit entfernt gewesen, dass ich in Mollis wohl geteert und gefedert worden wäre.
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