Manuel Stahlberger spielt gerade sein drittes Soloprogramm «Eigener Schatten». Am Donnerstag präsentierte die Kulturgesellschaft Glarus den Liedermacher und Comiczeichner, der eigentlich noch viel mehr ist, im Kunsthaus Glarus.
Der Kulturraum KKG war bis auf die letzten Plätze besetzt, als der St. Galler im Strobolicht zu Elektrosound die Bühne betrat. Fast hätte er sich beim Auftakt ins Publikum geschmissen. Hätte er tun können. Genug Publikum war von Anfang an genug begeistert, um ihn aufzufangen.
Ausgezeichneter Darsteller
2022 erhielt Manuel Stahlberger einen «Schweizer Preis Darstellende Künste» und 2009 den «Salzburger Stier». Darauf, was dahinter steckt, achteten auch die Veranstalter, als sie den Künstler buchten: Auf hohe Kunst, die abhebt ohne abgehoben zu sein.
Die Kunst des Kombinierens
«Liedermacher und Comiczeichner» steht im Pressetext zu Manuel Stahlbergers Kunstformen. Das ist ziemlich sympathisch untertrieben: Poet, Gestalter, Philosoph, Fussballexperte – das alles und eher noch mehr könnte da auch noch stehen. Das alles kombiniert er auf der Bühne zu einem Programm, das Zuschauerinnen und Zuhörer mit einem legendär abgelöscht-kühlen Stil heiss macht.
Legendär ist auch Manuel Stahlbergers Erzählform. Bei der kommentierten Synchronschwimm-Bilderpräsentation ist das nicht anders. Wie immer beginnt alles ganz harmlos. Langsam zieht Stahlberger sein Publikum in den Bann der Geschichte und plötzlich ist alles krass. Zum Beispiel dann, wenn der Regenbogenfisch bei der Ausführung der Barracuda-Figur (vermutlich) zu Tode stürzt (man weiss es nicht genau).
Nicht ohne die Musik
Manuel Stahlberger tourt auch mit seiner Band durch Musikklubs. Dann ist er Sänger und heisst zusammen mit Christian Kesseli (Gitarre, Synthesizer), Michael Gallusser (Gitarre, Keyboard), Marcel Gschwend (Bass, Synthesizer) und Dominik Kesseli (Schlagzeug) einfach Stahlberger.
Zum Soloprogramm «Eigener Schatten» gehört auch das Musik-Album «i däre Show». In den Liedern von Manuel Stahlberger und Produzent Bit-Tuner bauen sich die elektronischen Tracks in langen Bögen auf: Eben so, wie auch Stahlbergers Erzählweise ist. Eben so, mit diesem herrlich banalen Tiefgang.
Auch bei Pandalux mischt Manuel Stahlberger als Oktopuss Pierre mit (der, wenn ich richtig komibniere, auch beim Barracuda-Einsatz des Regenbogenfischs eine Rolle spielt).
Das Quartett kombiniert virtuos wie Stahlberger: Auf dem Pandalux-Album gibt es nur einen Song, Blumen, aber in neun verschiedenen Versionen; mit Pandalux x Blumenpost (oder Blumenpost x Pandalux) lässt sich der passende Strauss dazu mit neun unterschiedlichen Blumen bestellen. Stahlbergers Blume IV ist eine violette Tulpe.
Kultur als Standortförderer
Zum ersten Mal erlebte ich Manuel Stahlberger vor zwölf Jahren live. Damals trat er im VEKA auf, im heutigen «Tunnel» auf dem Holenstein-Areal in Glarus. Ich erinnere mich dabei an seinen Post-Wartezettel-Vortrag.
Damals ging es mir persönlich auch um die Frage, ob ich nach Glarus ziehen soll oder nicht. «Wenn man hier gut ausgehen kann, dann machen wir es», sagten sich mein Mann und ich. Nach dem Abend im VEKA (und einem Kebap am Zaunplatz) war klar: «Ja, man kann hier ausgehen. Ja wir machen es.»
Heute kann man zum Glück immer noch ausgehen in Glarus. Nicht nur, aber zum Beispiel, wenn Künstler wie Manuel Stahlberger von Versanstaltern wie der Kulturgesellschaft Glarus engagiert werden.
Immer neue Angebote – immer neue Namen
Die Kulturgesellschaft Glarus feierte 2020 ihr Hundertjähriges. Bei der Gründung erhielt sie den Namen «Glarner Musikgesellschaft». Im Winter 1920/21 nahm sie den Betrieb auf. Die Absicht: Nach der harten Kriegszeit einen kulturellen Mehrwert für die Menschen schaffen.
Schon an der dritten Hauptversammlung vom 11. Mai 1922 hiess der Verein neu «Glarner Konzert- und Vortragsgesellschaft». Ab 1975 folgte die Umbenennung in «Glarner Konzert- und Theatergesellschaft». In der Saison 1982/83 startete mit dem «Dritten Programm» das Ressort Kleinkunst und Kabarett. Seit 2014 heisst der Verein Kulturgesellschaft Glarus. Damals kam das Programm für Kinder und Familien neu dazu.
Mehr zur Geschichte verrät die Festschrift «100 Jahre Kulturgesellschaft Glarus 1920–2020». Die Mitgliedschaft kostet im Jahr 50 Franken für Einzelpersonen und 80 Franken für Paare.
Quelle: Dieser Beitrag ist ursprünglich für den Kulturblog der Glarner Agenda entstanden.
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