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Dann halt nicht

Aktualisiert: vor 10 Stunden

Letztes Jahr war es Mustii und dieses Jahr Adonxs. Beide Jungs haben es im Semi-Finale am ESC verkackt.


Ob sie Jungs sind, weiss ich zwar nicht. Ich lese sie so. Queer sind sie. Und es scheint sich eine Tradition bei meinem ESC-Favoriten-Geschmack einzuschleichen. Gestern Abend schaffte es Adonxs mit «Kiss Kiss Goodbye» für Tschechien nicht ins Finale.



2024 passierte das Mustii mit «Before the Party's over» für Belgien. Er war, Adonxs dieses Jahr, mein persönlicher Favorit. Mir gefällt der Song auch noch nach einem Jahr.



Manchmal war ich voll auf Sieger:innenkurs mit meinen Favoriten. Zum Beispiel 2014 bei Conchita Wurst mit «Rise like a Phoenix» – allein laut (und falsch) mitsingen wärmstens empfohlen wegen hochreinigenden Wirkungsgrads.



Wer es seit 1956 am Concours Eurovision oder am Grand Prix Eurovision de la Chanson und eben am Eurovision Song Contest oder ESC sonst noch so verkackte und wer nicht, lässt sich auf www.songcontest.ch herausstöbern.


Umdenken statt schmollen


Weil beim grossen Finale mein Favorit aus Tschechien fehlt, schwenke ich nun auf das Lied um, das mich beim Durchstöbern vor etwa einem Monat als erstes berührte: auf «Zjerm» von Shkodra Elektronike für Albanien.



Das Duo tritt heute Abend als letzter Beitrag auf. Mir gefällt die Vorstellung, wie die albanische Diaspora in der Schweiz und die Schweiz mit ihr sich heute Nacht über einen Sieg freuen.


Mit Blick auf die Finalist:innen berühren oder bewegen mich seit den Semi-Finalen auch die Beiträge aus Luxemburg (2), Estland (3), Litauen (5), Spanien (6), der Ukraine (7), den Niederlanden (12), Italien (14), Deutschland (16), der Schweiz (19) und Portugal (21).


Finale am Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie


Was mir auffällt: Bis auf Österreich (9) sieht es nach keinem Land mit einem queeren Beitrag im Finale aus. Nun: Es muss auch nicht immer queer sein. Vor allem dann nicht, wenn die Auswahl nichts mit Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie zu tun hat, die mit dem Hochpülen von autoritären und faschistischen Figuren auf der politischen Weltbühne erstarkt.


Diese Figuren legen sich mit der queeren Community allerdings mit einem kampferprobten Teil der Gesellschaft an, der reichlich Ausdauer und Allies, also Verbündete, hat. Zu diesem Umstand trägt auch der ESC etwas bei.



Dass die Pride-Flaggen – wie in den USA an öffentlichen Gebäuden – für die Acts am ESC verboten sind, ist schon nicht ganz Ohne. Es ist übrigens die Regenbogenflagge, die auch ein Zeichen für Frieden ist.


Ich kenne Menschen, die mir jetzt sagen würden: «Die 'Queers' sind selbst schuld, wenn sie sich so aufführen wie Nemo. Haben wir nicht andere Probleme?» Meine Antwort wäre: «Hast du ein Problem damit, ist es nicht unbedingt unseres, sondern deines.» Und in einer netteren Variante würde ich, ehrlich gemeint, fragen: «Wie kann ich dir helfen, dir deine Angst zu nehmen?»



Vorbilder verstecken sich nicht


Die Sichtbarkeit von queeren Menschen ist zentral für eine inklusive Gesellschaft. Ohne solche Vorbilder haben andere queere Menschen Angst, zu ihrer Persönlichkeit zu stehen – nach aussen, wie nach innen. Das kann zu psychischen Belastungen für die Betroffenen und ihr Umfeld führen, deren Auswirkungen ich mir lieber nicht ausmale – unter anderem führt genau das zu Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie.


Dabei müssen sich gar nicht alle zeigen. Wenn queere Menschen aber ihre Existenz demonstrieren, stellen sie sich ins Rampenlicht, ohne Exklusivität zu fordern. Im Gegenteil: Sie leisten ihren Teil der Integration, indem sie den weitest möglichen Weg auf die Gesellschaft zugehen – sie zu sich einladen und sich in sie einmischen, weil Angst kein geeignetes Lebensmotto ist.



Das zeigt im Übrigen auch anderen Menschen, dass sie sich zeigen müssen, wenn sie ausgeschlossen, unterdrückt oder angegriffen werden – zum Beispiel wenn sie im Alter einsam, körperlich und/oder geistig beeinträchtigt werden und weiterhin selbstbestimmt leben wollen.


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