Ennenda gehört zu den 50 schönsten Ortschaften der Schweiz. Was das Bundesamt für Kultur via Schweiz Tourismus der Gemeinde Glarus in diesen Tagen vermittelt, steht seit Langem in einem alten Buch geschrieben. Es ist der ISOS-Band Kanton Glarus.
ISOS steht für «Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz». Darin ist Ennenda sogar das Glarner Musterdorf. Wer Ennenda kennt, weiss: Es ist wirklich ein schönes Dorf.
Und wer Ennenda nicht nur durch die Windschutzscheibe betrachtet, weiss: Das Ortsbild ist durch den Strassenverkehr beeinträchtigt.
Ortsbilder werden dann geschützt, wenn die Umgebung attraktiv ist. Strassenverkehr beeinträchtigt diese Attraktivität: Strassenlärm und Reifenabrieb machen die Anwohner krank, mindern den Wert der Liegenschaften und die Lust auf Investitionen.
Der Tipp Ennenda ist in der Grand Tour of Switzerland untergebracht. Die Auto- und Töfftour führt auf acht Etappen durch die Schweiz. Ennenda ist ein Abstecher.
Quelle: Medienmitteilung Gemeinde Glarus, © My Switzerland/Jonathan Ducrest
Wer das Ortsbildwunder so aufgerufen besucht, fährt mit dem Motorfahrzeug durch Näfels, Netstal, Glarus und Ennenda und wieder zurück – sehr altmodisch in Zeiten des Klimawandels, der Energieknappheit und der Gesundheitskrise.
Dabei ist Ennenda ideal mit der Bahn erschlossen, also umweltschonend für Touristen, Einheimische und Pendler erreichbar. Dass aber selbst die Gemeindeverwaltung nicht besonders auf den Ortsbildschutz aus ist, zeigt die Nutzung der Grünanlage rund um das ehrwürdige Gemeindehaus als Parkplatz.
Quelle: flickr.com/glarus © Hans Bühler, Netstal
Dabei liesse sich dieses absurde Bild vom Blech mitten im Park leicht ändern: durch das Abstellen der Fahrzeuge auf der gegenüberliegenden Brache beim Bahnhof.
Das Hohelied auf den Ortsbildschutz ist also alles andere als konsequent. Vielleicht ändert sich das, wenn die Touristen sich Fotos ohne Autos darauf wünschen, um sie auf Instagram zu verbreiten. Dann gerne mit dem Text: Besuchen Sie Ennenda mit dem Zug, zu Fuss oder mit dem Velo. Damit helfen Sie, dieses hübsche Ortsbild zu schützen.
Bild: flickr.com/glarus © Hans Bühler, Netstal
Quelle: Dieser Beitrag ist am 9. Mai 2022 als Leserbrief in den «Südostschweiz Glarner Nachrichten» erschienen.
Update 1: Am 16. September 2022 regt die SP Ortssektion aus Anlass zum Parking Day die Gemeinde Glarus an, den Gemeindehauspark Ennenda als autofrei zu erklären.
Update 2: Anfang 2023 habe ich die Website Fabrikdorf lanciert. Ihr Aufhänger ist Ennendas schätzenswertes Ortsbild von nationaler Bedeutung.
Update 3: Ab 1. Juli 2023 ist den Angestellten der Gemeindeverwaltung das Parkieren im Gemeindehauspark Ennenda nicht mehr gestattet.
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