Der Tag gegen Lärm wird zur Nacht für die Ruhe. Ihr – der Ruhe – und für eine Weile nicht ihm – dem Lärm – gehören meine geschriebenen Gedanken und gehörten Lieder.
Zuerst aber zu Tönen, die verstummt sind und zu Tönen, die immer lauter werden: In Musikclubs beträgt der Schallpegel 93 bis 100 Dezibel. An Konzerten ist es um die 100 Dezibel laut. So laut und lauter heulen tagtäglich Autos und Motorräder im öffentlichen Raum herum – ohne technische Not.
Für die Ohren wird es bereits ab 85 Dezibel kritisch. Wer den Strassenlärm weghören will, kriegt seine Kopfhörer nicht laut genug. Dabei sind leise Fahrzeuge mindestens so möglich, wie es ist, die Musik leiser zu stellen. Und mindestens so sexy, wie die Angst davor, ohne Hilfe einer Maschine nicht wahrgenommen zu werden.
Während die Musikclubs seit Monaten verstummt sind, machen nach wie vor viele Lenker mit ihren Motorfahrzeugen mit ebenso verzweifelt wirkender Lautstärke wie auswegslosem Fahrsuchtverhalten andere Menschen krank. Immerhin um mein Zuhause herum gehören wenigstens die Nächte in letzter Zeit der Ruhe. Genuss pur, auch weil diese Ruhe vor Motorengebrumme und Reifengequietsche viel zu bald ein Ende haben wird. Vermutlich schneller, als Konzerte wieder möglich sein werden.
Bis der angenehme Spuk vorbei ist, empfehle ich allen und mir selbst, das Schöne am Jetzt zu geniessen. Etwas von diesem Schönen ist der Klang der Ruhe.
Zugegeben: Etwas Lärm habe auch ich heute gemacht. Mit einem Artikel in den Südostschweiz Glarner Nachrichten. Mal sehen, wie still es darum bleibt. Oder wie laut es wird, wenn mir die Aggressionen der Strasse im einen oder anderen Leserbrief oder mit der einen oder anderen sonstigen Reaktion um die Ohren fliegen.
Jedes Jahr sterben in der Schweiz 500 Menschen an den Folgen des Lärms. Hauptursache des Schweizer Lärms ist mit Abstand der Strassenverkehr. Seit Einführung der Lärmschutzverordnung (1987) sind es kumulierte 17'000 Tote. So viele, wie Unterschriften für die Petition Stopp den Lärmposern zusammengekommen sind.
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