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  • AutorenbildFee

Zieh doch aufs Land!

Auf dem Land gibt es keinen Lärm: Diese romantische Vorstellung wird gern gezeichnet, wenn in städtischen Lärmdebatten die Lärmleugner die scheinbare Lösung rausbrüllen: Zieh doch aufs Land! Höchste Zeit, dem Märchen auf die Spur zu gehen.


Nein, sie fahren nicht erst seit Corona in Scharen mit schweren SUVs, Klappenauspuffen und Motorrädern mit über 95 Dezibel Standgeräusch über die Alpenpässe. Und nein, die Städter sind nicht die einzigen, die Lärm auf dem Land machen.



Die Schweiz ist klein, gut erschlossen und das Motorfahrzeug fährt Menschen tagtäglich durch das ganze Land. Hinter dem Lenkrad ist es schwierig zu erkennen, wo Stadt aufhört und Land anfängt.


Wo ist überhaupt ist dieses «Land»? Dort, wo am meisten vom Sonntags- und Nachtfahrverbot ausgeschlossene Landwirtschaftsfahrzeuge registriert sind – also in Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Obwalden, Bern, Jura oder Graubünden?



Lärmschmankerl vom Land


Ich bin ein Landei, das als Fussgänger und oft im Home-Office arbeitend so manches Lärmschmankerl zu Ohren kriegt. Ich wuchs auf dem Land auf und zog als junger Erwachsener nach Zürich. Es waren schöne und laute 15 Jahre in den Kreisen 3, 4, 5 und 9.


Spätestens seit dem Umzug nach Glarus ist mir klar, dass gesundheitsschädlicher und sogar tödlicher Verkehrslärm die ganze Schweiz erfasst hat. Aus dem Berner Oberland stammt ein Beispiel von Quad-Touren. Sechs bis zehn solcher Krachmacher fahren jeweils gleichzeitig durch Habkern hoch zu einem geschützten Hochmoorgebiet.



Zurück in die Ostschweiz mit ein paar Zahlen: In Glarus leben 6'000 Menschen – täglich werden 20'000 Fahrzeuge gezählt. Das lässt sich mit dem Rosengarten in Zürich-Wipkingen (15'000 Einwohner, 56'000 Fahrzeuge) vergleichen.


Verdoppelter Fahrzeugbestand und massiv gesteigertes Fahrverhalten


Es liessen sich unzählige Beispiele aneinanderreihen mit dem gleichen Resultat: Der Strassenverkehr ist der Hauptverursacher des krank machenden Lärms. Seit Einführung der Lärmschutzverordnung (1986) haben die Motorfahrzeuge in der Schweiz um 91 Prozent zugenommen.



Der Grund für die Lärmzunahme ist das gesteigerte Fahrverhalten, weil die Bevölkerung in der gleichen Zeit nur um 32 Prozent gewachsen ist – im Bergkanton Glarus sogar nur um sechs Prozent bei einer Fahrzeugzunahme von 94 Prozent.


Schluss mit dem Märchen


Der lärmbezogene Unterschied zwischen Stadt und Land ist müssig. Lärm ist ein Gesundheits- und Solidaritätsproblem, das alle betrifft. Einen Unterschied unter den 1,1 Millionen schutzlos dem Strassenlärm ausgesetzten Menschen zwischen Stadt und Land zu machen, ist unfair und unnötig.



Lärm ist gemäss WHO das zweitgrösste Gesundheitsproblem in Europa. Wenn uns Links und Rechts mit ihrem Gestreite in Stadt- und Landbevölkerung spalten, produziert das immer mehr Krach und Kranke.


Dabei braucht es wenig, um die Menschen zu schützen: Kleinere und leisere Fahrzeuge fahren, kurze und unnötige Fahrten mit geringer Auslastung vermeiden und die tieferen Gründe für aggressives Fahrverhalten hinterfragen. Der Cercle de Bruit hat Tipps für eine leisere Fahrt zusammengestellt.


Petition «Stopp den Lärmposern»


Die Menschen in der Schweiz haben das unnötig laute Gedröhne von Motorrädern, schweren SUVs und Sportwagen satt. Es sind zu viele davon unterwegs. Inzwischen wird jedes zweite schwere Motorrad mit Auspuffklappen verkauft.



Viele SUVs und Sportwagen haben darüber hinaus elektronische «Klang»-Verstärker. Deshalb hat die Lärmliga Schweiz eine Petition lanciert, die Lärmblitzer und harte Grenzwerte fordert. Unterschreiben Sie hier für eine lebenswertere Schweiz.


Quelle: Diesen Beitrag durfte ich ursprünglich im Leiser_Blog der Lärmliga Schweiz veröffentlichen.

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