Einsendeschulss verpasst. Wegen Schreibstaus hatte mein Leserbrief zum Autobahnreferendum 24 Stunden Verspätung – für das Lokalblatt zu spät, für diesen Blog gerade noch richtig. Selbst um Nein zu stimmen, reicht es noch.
Für 4,9 Milliarden Franken für den Autobahnausbau sollen veraltete Mobilitätsvorstellungen wahr gemacht werden. Allerdings kursieren unterschiedliche Angaben. Laut ASTRA können sich die Projekte um bis zu 30 Prozent verteuern. Der Verantwortlichen begnügen sich aber nicht mit den sechs Projekten. Der Bundesrat möchte in den nächsten Jahrzehnten 35 zusätzliche Milliarden Franken für den Ausbau verschleudern.
Apropos sechs Projekte: Wollen wir uns solidarisch mit anderen Regionen verhalten, ist ein Nein die richtige Antwort auf die Autobahn-Abstimmung. In Bern, St. Gallen und Schaffhausen sind die betroffenen Gemeinden und Städte dagegen. In Basel widerspricht der Ausbau den Klimazielen und besetzt zehn Jahre lang den einzigen Grün- und Sozialraum eines Quartiers.
Abgesehen von fehlender Solidarität und aus dem Ruder laufenden Kosten: Der Ausbau bringt Mehrverkehr für das ganze Land. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Bilanz verheerend: Er führt zu noch mehr Stau und Zeitverlusten im systemrelevanten Strassenverkehr für die Grundversorgung, die Industrie und das Gewerbe. Von der Regel, dass neue Strassen zu mehr Verkehr führen und die Wirtschaft mit Stau plagen, können wir im Glarnerland mit der Querspange Netstal ein Liedchen singen.
Mit der Abstimmung über den Autobahnausbau werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Im Zentrum steht die Frage, ob weiterhin Milliarden in Strassen und damit in klima- und wirtschaftsschädlichen Mehrverkehr investiert werden, oder ob die Herausforderungen im Strassenverkehr ernsthaft angepackt werden.
Verschliessen wir also nicht die Augen, sondern lernen aus früheren Fehlern, statt sie zu wiederholen: Kommende Generationen haben ein besseres Verkehrssystem verdient, als uns vergangene Generationen hinterlassen haben. Stimmen wir mit Weitsicht, braucht es auch aus Glarus ein sozial, ökologisch und ökonomisch überzeugtes Nein zum Autobahnausbau.
Tipp zum Thema: Musik fürs Autoradio lässt sich auch im Zug auf Kopfhörern geniessen. Mitsingen braucht zwar etwas Mut, kann aber zu einem Lächeln des Gegenübers führen.
Comments