top of page

This is not America

Aktualisiert: 22. Sept.

Auch die Plagiatsabteilung dieses Blogs sorgt sich um den Zustand der Welt. Gratis und Franko sind auf der Suche nach einer anderen Information auf einen Leserbrief in der Online-Ausgabe der Südostschweiz gestossen.


Dessen Autor verlangt am Ende seines Textes: «Diese Vorgänge um den Begriff ‘Amerika’ sind höchst verwirrend, erstaunlich und können nur entschieden und wiederholt klargestellt werden.» Also folge ich ihm und wiederhole ihn.



Von der Absurdität, dass sich die USA als «Amerika» bezeichnen


Bei einer genauen Betrachtung wird klar, dass es absurd ist, wenn die USA als «Amerika» und US-Amerikaner:innen sich als «Amerikaner:innen» bezeichnen oder deren Aktivitäten in unseren Medien, heute gar vermehrt, als «amerikanisch» bezeichnet werden – denn dies ist höchstens in einem anderen Sinn zutreffend.


Fest steht, dass es sich beim Begriff «Amerika» um die Bezeichnung eines Doppelkontinents handelt, welcher aus Süd-, Mittel- und Nordamerika besteht. Auf dem Kontinent Amerika gibt es zusammen mit den USA über hundert Nationen mit sehr unterschiedlichen Kulturen, die 982 verschiedene Sprachen aus mehreren Sprachfamilien sprechen; es gibt weder «amerikanische» Einheitssprache noch Kultur und hat sie auch noch nie gegeben.


In einer dekolonisierten, klaren Sichtweise – gerade auch aufgrund der modernen, internationalen Archäologie und Anthropologie – wird darum heute nur noch von «den Amerikas» gesprochen. Spätestens seit den neueren Erkenntnissen über die präkolumbianische Zeit des Kontinents Amerika vor 1491 wurde klar, dass die Amerikas schon Jahrhunderte vor deren Kolonialisierung durch die Europäer viele, weit entwickelte und faszinierende Hochkulturen hervorgebracht hatten.


Hiermit ist klar, dass es eine eigentliche Absurdität ist, dass die USA «Amerika» sind oder sein wollen, da die USA und die US-Amerikaner:innen unmöglich stellvertretend für sämtliche anderen Kulturen und Nationen des Kontinents gelten bzw. sprechen können. Die synonyme Verwendung von «Amerika» gleich USA hält sich hartnäckig schon seit der Staatsgründung der USA und deren Entwicklung zu einem grossen Global Player; heute umso hartnäckiger, wenn von fragwürdigen, engstirnigen und oft verwirrten US-amerikanischen Nationalisten lauthals und hegemonial – in Ausblendung der beschriebenen Tatsachen – «America First» verkündet wird.


Der Gipfel dieser verzerrten Entwicklung ist allerdings, dass Europa und auch die Schweiz die USA («Amerika») schon länger und trotz der extremen Vorgänge um die aktuelle Administration als eine eigentliche Lifestyle-Leitkultur angenommen zu haben scheinen und sich oft von US-amerikanischen, oft sehr einseitigen, polarisierten und sehr seichten Darstellungen von deren Werten und Lebensweisen überfluten und beeinflussen lassen – und so einen regelrechten, freiwilligen und grösseren «Kultur-Downgrade» vollziehen.


Diese Vorgänge um den Begriff «Amerika» sind höchst verwirrend, erstaunlich und können nur entschieden und wiederholt klargestellt werden.


Amerika gibt es nicht


Vor einem Monat haben wir uns mit Werner, Fee, Eisbär, Dr. Wolf und den Persianern über unsere Gedanken zu Amerika ausgetauchst. Entstanden ist die August-Ausgabe von «keine Neuigkeiten». Dazu gehörte auch eine «Transkription», die sich der amerikanischen Lüge widmet – auch diese Geschichte sollte wiederholt erzählt werden.


Im Klassik-Blog «Klassik begeistert» sind wir inzwischen auf den Soundtrack zur Krise gestossen. Dort hat Andreas Schmidt am 3. Juni 2020 Folge IV mit dem Titel «This is not Amerika» veröffentlicht.


Zum gleichnamigen Song von David Bowie schreibt er: «Der Engländer David Bowie verbrachte einen Grossteil seines Lebens in den USA. Und er war nicht blind». Blogger Andreas Schmidt empfiehlt ein Cover von Bowies Song von Oliver Cosmann: Eine schöne, traurige Interpretation, die sehr gut zur aktuellen Lage passt.



This is not America

Das ist nicht Amerika


A little piece of you

Ein kleines Stück von dir


The little peace in me

Der kleine Frieden in mir


Will die (this is not a miracle)

Wird sterben (das ist kein Wunder)


For this is not America

Denn dies ist nicht Amerika


Blossom fails to bloom this season

Die Blüten blühen in dieser Saison nicht


Promise not to stare too long

Versprich, nicht zu lange zu starren


For this is not the miracle

Denn dies ist kein Wunder


There was a time

Es gab eine Zeit


A storm that blew so pure

Einen Sturm, der so rein wehte


For this could be the biggest sky

Denn dies könnte der grösste Himmel sein


And I could have the faintest idea

Und ich könnte die schwächste Ahnung haben


For this is not America

Denn das ist nicht Amerika


This is not America (no)

Das ist nicht Amerika (nein)


This is not (sha, la, la, la, la)

Dies ist nicht (sha, la, la, la, la)


Snowman melting from the inside

Ein Schneemann, der von innen schmilzt


Falcon spirals to the ground (this could be the biggest sky)

Ein Falke, der sich spiralförmig auf den Boden stürzt (dies könnte der grösste Himmel sein)


So bloody red, tomorrow's clouds

So blutrot, die Wolken von morgen


A little piece of you

Ein kleines Stück von dir


The little piece in me will die (this could be a miracle)

Das kleine Stück in mir wirs sterben (das könnte ein Wunder seine)


For this is not America

Denn das ist nicht Amerika


There was a time

Es gab eine Zeit


A wind that blew so young

Einen Wind, der so jung wehte


For this could be the biggest sky

Denn dies könnte der größte Himmel sein


And I could have the faintest idea

Und ich könnte die schwächste Ahnung haben


For this is not America

Denn dies ist nicht Amerika


This is not America (no)

Das ist nicht Amerika (nein)


This is not (sha, la, la, la)

Das ist nicht (sha, la, la, la)


In einem anderen Lied mit dem gleichen Titel singt Residente darüber, dass Amerika von Feuerland bis Kanada reicht und wie hohl es ist, die USA für Amerika zu halten – als ob Marokko allein Afrika wäre. Er stellt also entschieden und wiederholt klar, wie es Thomas Rüedi fordert.



Residente stammt aus Puerto Rico – dem grössten und einwohnerstärksten Aussengebiet der USA, das seit 1493 (spanische Herrschaft) und 1898 (Machtübernahme der USA) auf politische Gleichberechtigung wartet.


Der Musiker mit dem bürgerlichen Namen René Pérez Joglar kann auch leisere Töne anschlagen, zum Beispiel im Song Que Fluya über die Liebe in einer untergehenden Welt mit Arcángel, aufgewachsen als Austin Agustín Santos in New York mit seiner dominikanischen Mutter. Die Dominikanische Republik liegt westlich von Puerto Rico in der Karibik und gehört zum amerikanischen Doppelkontinenten.



Kommentare


glitter_blau.png
bottom of page