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Balance finden

Autorenbild: Dr. WolfDr. Wolf

Etwas, das mir eine meiner Schwestern hinterlassen hat, ist eine Maxi-Single von Depeche Mode. Eine Band, die mich seither durch mein Leben begleitet.


«Es ist gut – mach einen Abgang», sagte mir meine Schwester gestern vor vier Jahren, als ich sie zum letzten Mal sah, bevor sie heute vor vier Jahren starb. Ich tat es und es war gut so. «Pass auf dich auf», sagte sie mir immer wieder, als sie noch lebte. Das ist schon etwas schwieriger.


Einfacher war es, als sie mir eine mehrfarbige Maxi-Single hinterliess. Ich weiss zwar nicht, ob ich sie erhielt, weil sie ihr nicht gefallen hatte. Mir gefiel sie aber von Anfang an.


Es ist die Maxi-Single von «Shake the Disease» (1985) von Depeche Mode und bedeutet soviel wie «schüttel (oder tanz) die Krankheit ab». Es ist die 13. Single der Band, die Menschen auf dem ganzen Globus mit ihrer Musik verbindet.



Etwas vor «Shake the Disease» kam auf dem Album «Construction Time Again» (1983) ein Lied von Depeche Mode heraus, das «pass auf dich auf» meint. Es heisst «Get the Balance Right» und ist mir neulich auf Instagram wieder begegnet.


Die Balance zu finden, ist in chaotischen Zeiten und leistungsorientierten Gesellschaften wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe für die Menschen. Einige überschätzen sich, andere verbrauchen sich, viele verlieren sich und dadurch ihr Gleichgewicht und werden krank.



Heute denke ich nicht nur an eine meiner Schwestern. Heute denke ich an alle drei. Mit ihnen aufzuwachsen, war ein grosses Glück für mich. Klar, haben sie mich manchmal genervt. Klar, habe auch ich sie manchmal genervt.


Ich erinnere mich an eine Kassette mit einer Aufnahme von mir in einem Alter, als ich «r» und «sch» noch nicht sagen konnte. Meine Schwestern forderten mich bei der Aufnahme dazu auf, «Schinkenbein» und «Bay City Rollers» zu sagen. Und ich tat es. Das war zwar etwas gemein, aber auch recht lustig.



Erinnerungen zum Schmunzeln sind vielleicht ein Teil des Rezepts, um die Balance zu finden. Der Blick zurück hilft mir jedenfalls manchmal, mich nicht nur der Kurzfristigkeit des Jetzts hinzugeben, sondern das Gleichgewicht über die Zeit zu verteilen, um Zuversicht zu erlangen.

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