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AutorenbildWerner

Change Management im Klimakterium

Eigentlich war es ein Wirtschaftsanlass – ein sehr spannender sogar. Abgerundet mit einem satirischen Protokoll wurde das Linthforum 2022 auch zum Kulturanlass – ein sehr unterhaltender sogar.


Ein bisschen mit Realsatire begann das Forum mit dem Titel «Klimabedingter Strukturwandel in den Berggebieten – Chancen und Risiken» schon bei der Ankunft vor der Lintharena. Der Parkplatz: gewohnt voll besetzt. Nur Vereinzelte wagten sich ohne den führenden Treibhausgasverursacher und Energieverbraucher zum Sport- und Veranstaltungsmekka nach Näfels.



Doch wollen wir mal nicht so sein: Schliesslich sollte man auch Klimajugendlichen nicht vorwerfen, dass sie ein Handy benutzen. Verzicht ist sowieso nicht so das Ding für das landläufige wirtschaftliche Verständnis, nicht mal wenn er Suffzienz genannt wird.


Was die Teilnehmenden dann am Linthforum erwartete, war allerdings auch nicht unbedingt das Landläufige. ETH-Professor Reto Knutti und der ehemalige ETH-Präsident Lino Guzzella brachten das Publikum erst einmal auf den gemeinsamen wissenschaftlichen Nenner: Der Klimawandel ist real und fordert die Wirtschaft mächtig heraus. Jüngste Aufforderung zum Handeln: die Energiekrise.


Am Referat von Lino Guzzella fiel mir besonders auf: Die aktuelle Energiekrise frischt mal wieder das Bewusstsein auf, dass wir im Winter von unseren Vorräten zehren und diese deshalb von Februar bis April (zum Beispiel in den Speicherseen) auf dem Tiefststand sind – also ziemlich genau während der grossen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karfreitag. Über diese Zeit gibt es im Kulturblog der Glarner Agenda eine ganze Serie.


Schon etwas überraschender ging es beim Referat von Pascal Jenny zu und her. Der Präsident von Arosa Tourismus plädierte für einen Mindestaufenthalt und für die Konzentration auf Gäste aus der Schweiz und dem angrenzenden Ausland – also Gäste, die keine lange und deshalb eine ressourcenschonende Anreise haben.



Am Podium wurde es dann noch etwas heisser, als es um ein Themenspektrum von Schneekanonen in Schweizer Wintersportgebieten bis zur Bekämpfung der Armut im globalen Süden ging.


Für den heissesten Teil war nach dem Podium die Kultur zuständig. Die Kabarettistin Patti Basler und ihr Gefährte Philippe Kuhn protokollierten die Referate und das Podiumsgespräch satirisch. Die Bühnenpoetin ist durchaus bekannt für den Bereich unter der Gürtellinie. Ihre weiblichen Herrenwitze irritieren so manchen Mann, wenn er darüber lacht und dabei prompt dem Sexisten in sich begegnet.



So stellte Basler in ihrem Protokoll auch fest, dass wir uns alle im Klimakterium befänden: also in den Wechseljahren, einem Zeitabschnitt der Umstellung am Ende einer fruchtbaren Lebensphase.


Der Vergleich traf und trifft durchaus zu. Was die anwesenden und auch nicht anwesenden Wirtschaftsvertreter:innen aus der allgemeinen Lage des Klimakteriums wohl machen? Das Bild davon, dass die Welt sich unumkehrbar in einem Zeitabschnitt der Umstellung befindet, dürfte dabei helfen, ganz im Zeichen des Forum-Mottos dem Risiko (zum Beispiel des Festhaltens) zu entgehen und die Chancen (zum Beispiel der Transformation) zu nutzen.



Am abschliessenden Apéro gab es jedenfalls reichlich Gelegenheit, darüber oder über anderes zu reden und damit einen sehr gelungenen Abend für die Gastgeber und die Gäste abzurunden.


Die Referate stellt die veranstaltende Kontaktstelle für Wirtschaft seit heute online zur Verfügung. Und wer will, kann jetzt in den Fotos stöbern.


Quelle: Dieser Beitrag ist ursprünglich im Kulturblog der Glarner Agenda erschienen.

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