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Das Glarnerland feiert seinen Tausendsassa

Am 6. März feiert das Glarnerland den Namenstag des heiligen Fridolins mit zahlreichen Feuern im ganzen Kanton. Die Glarner verehren Fridolin von Säckingen bis heute als Landespatron.


Fridolin soll zur Zeit der Christianisierung des Alpenraums im Tal der Linth viel Gutes getan und Wunder gewirkt haben. Die Glarner verehren den irischen Wandermönch bis heute als Landespatron und bilden ihn auf ihrem Kantonswappen ab. Und das obwohl Reformator Zwingli schon vor Zürich in Glarus wirkte und heute etwa gleich viele Anhänger der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Kirche im Kanton Glarus leben.



Auch die Feuertradition hängt mit dem Gedenken an den heiligen Fridolin zusammen. Mit der Christianisierung wurden Bräuche aus vorchristlicher Zeit übernommen und inhaltlich dem seinerzeitigen kirchlichen Dogma angepasst. Nachdem die Fasnacht die bevorstehende Fastenzeit einläutet, sind die ursprünglich heidnischen Frühlingsfeuer heute Bestandteil der Fastenzeit.


Die Glarner zünden ihre «Fridlisfüür» jeweils am Namenstag ihres Heiligen am 6. März an und vereinen den ursprünglich heidnischen Brauch zur Vertreibung des Winters mit dem christlichen Gedenken an den Landespatron.



Fast jedem Glarner Dorf sein «Fridlisfüür»


Zum Beispiel in der Gemeinde Glarus entzünden sich die Fridolinsfeuer am 6. März zwischen 18.00 und 18.30 Uhr auf dem Schlatt in Netstal, auf dem Berglirain in Glarus und auf Ennetrösligen in Ennenda.


Auch die Nachbargemeinden pflegen den Brauch. In Schwanden, Glarus Süd, gehört sogar ein Böögg dazu. In Bilten, Glarus Nord, lassen Kinder Holzschiffchen mit brennenden Kerzen auf dem Dorfbrunnen schwimmen.



Im Kantonshauptort freut man sich auf den Fridolinstag noch aus einem anderen Grund: Um den 6. März scheint die Abendsonne nach dem winterlichen Tiefstand wieder aus dem Klöntal auf die kleinste Hauptstadt der Schweiz.


Mehr über die Feuerbräuche und weitere Traditionen im Glarnerland verrät das Buch Lebendiges Glarnerland von Susanne Peter-Kubli und Sasi Subramaniam.


Fridolin in aller Munde


Im Gedenken an den Landespatron hören Generationen von Glarner Knaben auf den Namen des Heiligen. Selbst eine der lokalen Wochenzeitungen nennt sich Fridolin. Seit 1986 pflegt der Fridlibund Aktivitäten für Personen mit den Namen Fridolin, Fritz, Frigg, Fridli, Fridi und weiteren Namensableitungen von Fridolin.


Auch kulinarisch ist Fridolin Kult: Anfang der 1980er-Jahre kreierten die Glarner Bäcker den «Fridliwegge», ein Zopfgebäck aus süssem Hefeteig, das nur um den 6. März erhältlich ist.


Bild: Samuel Trümpy


Die «Fridliwurst» dagegen bieten die Glarner Metzger das ganze Jahr über an. Sie überzeugt mit ihren vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten vom sofortigen Kaltverzehr über den Wurstsalat bis zum «falschen» Familien-Cordon-Bleu.


Auch in der Gastronomie ist Fridolin allgegenwärtig, zum Beispiel in Glarner Restaurants als Cordon-Bleu «Fridolin» oder bei Streetfood-Anbietern als Crêpes «Fridolin» – jeweils mit Spezialitäten wie Glarner Alpkäse oder Schabziger verfeinert.


Kult ist auch die «Fridolin Kundert Bräu» der Brauerei Adler. Dem Dunkelbier aus Schwanden ist sogar ein Song gewidmet.



Auch zeitgenössische Bewegungen können dem Tausendsassa nicht widerstehen. So bauen Glarner Schüler und Lehrlinge des Teams 6417 Fridolins Robotik funktionstüchtige, komplexe Roboter für internationale Wettbewerbe oder werben die Makers im Zigerschlitz mit dem Fridolin im visuellen Auftritt.


Quelle: Diesen Beitrag durfte ich ursprünglich im Kulturblog der Glarner Agenda veröffentlichen.

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