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AutorenbildEisbär

Der Eisbär – Gladiolen

Am Ende des Anfangs von Staffel drei begegnete der Eisbär einem fremden Raubtier und folgte ihm zaghaft.


Mit einem Stapel roter Flaggen in den Armen kam der Eisbär erschöpft bei der Laderampe an. Sie waren deutlich schwerer, als erwartet. Noch vor einer halben Stunde wehten sie leicht im Wind.


Dr. Wolf heulte von der Laderampe herunter: «Zum Glück hatte ich nichts geladen, als du mir vor meine Räder sprangst.» Jetzt wurde dem Eisbären klar, wer am Steuer des Vierzigtönners sass. «Es tut mir leid, ich wollte dir keinen Ärger machen», brummte der Eisbär zurück. Dr. Wolf winkte ab: «Es hätte Schlimmeres passieren können.»



Der Eisbär war so sichtlich erleichtert, dass Dr. Wolf die Pfoten in die Hüften stemmte und fragte: «Du wolltest dich also gar nicht umbringen?» Wo sie hindenke, schoss es aus der Eisbärenschnauze. Er habe doch keine Angst vor dem Leben; er sei nur im Liebesrausch.


«Schon wieder so einer», langweilte sich Dr. Wolf und interessierte sich trotzdem: «War bestimmt dieser Braunbären-Kellner im Spiel. Stimmt's oder hab ich recht?» Der Eisbär brachte nur ein leichtes Schulterzucken hervor. «Vergiss ihn! Ich bin auch schon auf ihn hereingefallen. Das eine Mal hat mir gereicht», riet ihm das fremde Raubtier.


Der Eisbär erinnerte sich an das Delirium mit dem Braunbären-Kellner und stellte klar: «Ich kenne ihn von früher und bin nicht auf ihn hereingefallen.» Während er sich selbst zuhörte, kam es ihm vor, als ob er das Gegenteil davon meinte, was er sagte.



«Ich sehe dir doch an, wie es dir geht. Und genau das meine ich», mimte Dr. Wolf die Klugscheisserin weiter. «Es gibt diesen Braunbären-Kellner nicht. Er existiert nur, weil du dich so sehr nach ihm sehnst. Was denkst du denn, warum du bei den roten Flaggen gelandet bist?»


Der Eisbär verstand gar nichts mehr, während Dr. Wolf seine Verwirrung überholte: «Lass uns losfahren. Die roten Flaggen braucht es nun nicht mehr. Du wirst schon sehen warum, sobald ich dich im Depot verarztet habe und wir im Hinterhof die Gladiolen giessen.»



Auf der Lastwagenfahrt schwiegen sich die beiden an. Wortlos trugen sie nach der Ankunft die roten Flaggen ins Depot und legten sie in ein grosses Loch im Boden. «Das ist der Flaggenfötzeltank unseres Wärmeverbunds», setzte Dr. Wolf dem Schweigen ein Ende. «Damit wärmen wir die Herzen im ganzen Quartier.»


Danach duschte sich der Eisbär, bevor Dr. Wolf seine Wunden leckte und verpflasterte. Dann füllten sie vier Giesskannen mit Wasser und trugen sie durch die Hintertür zu den Gladiolen.



Im Farbenmeer der Gladiolen fühlte sich der Eisbär angenehm leicht, sein Atem erfüllte seinen ganzen Körper und er verstand plötzlich alles, was Dr. Wolf ihm gesagt hatte, als seine Sehnsucht aus den Giesskannen über die Gladiolen schneite.



Wie es weitergeht, ist in Teil dreizehn zu erfahren. Was vorher geschah, steht in den bisherigen Episoden geschrieben.


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