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Geld oder Leben!

Während der Abstimmungswoche mischen sich Gratis und Franko ein. Sie fragen sich, woher die Solidarität zum Reichtum anderer weht und besuchen vier Schlösser.


Vienna Calling! Vermutlich war Falco nicht ganz unbeteiligt an meiner frühen Liebe zu Österreich und zu Wien sowieso. Den Titelsong dieser Folge steuert trotzdem eine andere Austropop-Band bei.


Einer, den es auch immer mal wieder nach Österreich zieht, ist der Fürst von Liechtenstein. Vor allem dann, wenn er mehr Macht will, droht er seinem Volk gern damit. Man munkelt, dass dann die Steuern im Fürstentum steigen. Auch mir gefällt Schloss Schönbrunn einen Zacken besser als Schloss Vaduz.


Schon in der Primarschule fand ich, dass die Eidgenossen Österreicher sind und im besten Fall sogar Arme waren, die sich gegen Reiche auflehnten. Von diesem eingebildeten Geist ist allerdings heute nichts mehr erkennbar.


Schloss Schönbrunn (A) | Bild: Sami Ullah
Schloss Schönbrunn (A) | Bild: Sami Ullah

Schloss Schönbrunn ist die ehemalige Sommerresidenz der Habsburger in Wien, deren Stammschloss im Kanton Aargau liegt. Der Bau wurde ab 1695 durch Leopold I. von Johann Bernhard Fischer von Erlach begonnen und ab 1743 durch Maria Theresia von Nikolaus von Pacassi vollendet. 1996 wurden das Schloss und die Gärten von Schönbrunn ins UNESCO-Welterbe aufgenommen.


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Im Rolls Royce auf der Flucht?



Ziehen bei einem Ja zur Initiative für eine Zukunft Superreichen aus der Schweiz? Tatsächlich gibt es im Moment keine Studien, die den vermeintlichen Exodus von Superreichen aus der Schweiz belegen und auch Referenzstudien lassen sich nicht wirklich finden.


Zwar wurden Norwegen und Grossbritannien gerade verschiedene Steuern für Superreiche erhöht und es wurde ausführlich über vermeintliche Wegzüge berichtet. Genauere Analysen zeigen aber ein anderes Bild. Die Quellen und Belege für angebliche Steuerfluchtbewegungen sind meist dubios. Sie stützen sich auf Anekdoten, Einzelfälle.


Die Angstmacherei in Bezug auf eine mögliche Steuerflucht der Reichsten wird immer dann ins Feld geführt, wenn die Bevölkerung einmal Entscheidungen zu ihrem Vorteil treffen kann. Dagegen haben die Reichsten in den letzten Jahrzehnten unzählige Steuergeschenke erhalten, beispielsweise in Form der Unternehmenssteuerreform I und II, mit der Herabsetzung der kantonalen Erbschaftssteuern aber auch mit bereits vorhandenen Elementen wie der Pauschalbesteuerung oder dem Umstand, dass es in der Schweiz noch immer keine Kapitaleinkommenssteuer gibt.


Die Initiative für eine Zukunft fordert im Initiativtext klare Massnahmen gegen Steuervermeidung, insbesondere gegen Steuerflucht. Mögliche Massnahmen gäbe es viele, beispielsweise eine Wegzugssteuer oder einen Paradigmenwechsel von der Besteuerung nach Wohnort zur Besteuerung nach Staatsbürgerschaft, wie es die USA macht. In Deutschland hat sich die Wegzugssteuer seit 1972 als Mittel gegen Steuerflucht bewährt: Superreiche müssen ca. 1/3 ihres in Deutschland aufgebauten Vermögens an der Grenze abgeben.


Abgesehen davon, wäre ein bisschen mehr Selbstvertrauen in die Schweiz angesagt: Die Schweiz bietet auch mit dieser Erbschaftssteuer Vermögenden nach wie vor ein Leben in Saus und Braus. Es ist lediglich eine Frage des politischen Willens, effiziente und konsequente Steuerpolitik zu betreiben oder nicht. Ein Ja zur Initiative für die Zukunft macht Druck, den längst nötigen Paradigmenwechsel auch in der Schweiz anzupacken.



Die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) war eine aus der Steiermark stammende österreichische Pop-Rock-Band. Sie wurde 1978 gegründet und gab am 14. September 2019 in der Wiener Stadthalle ihr letztes Konzert. Ich war nicht dabei. Eine Platte habe ich aber.


Verdirbt Geld?


In Österreich sieht es mit der ungleichen Vermögensverteilung nicht besser aus als in der Schweiz. Werner Muhm, Direktor der Arbeiterkammer Wien, stellte 2013 fest: «Die Gretchenfrage ist, wie es den Vermögenden gelingt, die Spaltung zwischen Arm und Reich zu legitimieren und zu verteidigen.»


Mit Marlene Engelhorn gehört eine in Wien geborene Milliardenerbin und Aktivistin zu den Kämpfer:innen für mehr Steuergerechtigkeit. Auch Superreiche aus der Schweiz können sich ihrer Initiative taxmenow anschliessen. Stattdessen trauert der eidgenössische Vorzeigesuperreiche Peter Spuhler einem entgangenen SBB-Auftrag nach. Nun wollen ihm seine marktwirtschaftlichen Fans planwirtschaftliche Schweizer Auftragssicherheit zugestehen.


Geld kann also, muss aber nicht verderben. Mehr darüber im Artikel Wie verändert Geld den Charakter? von ING Deutschland. Zwei Faktoren sind demnach massgeblich am Einfluss von Geld auf unseren Charakter beteiligt: die Wertigkeit, die wir Geld beimessen und unser Selbstwert.

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