Zeitreisen – Azoren
- Werner

- 2. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Nov.
Die neue Folge dieser Serie führt auf eine vergangene Geschäftsreise. Genauer gesagt: auf einen Kurztrip in die Wetterküche Europas, der mich unverhofft stark berührte.
Der Kurztrip auf die Azoren war eine Pressereise. Ich organisierte sie 2015 als Kommunikationsberater zusammen mit einem Reisebüro Amin Travel. Sie war zu kurz und enthielt zu viel – eine Pressereise halt. Eigentlich belasteten mich solche Reisen immer mehr, als sie mich freuten. Auf den Azoren war das anders.
Auch auf den Azoren machte ich Programmpunkte durch, die ich mir privat nie angetan hätte. Während es am Roten Meer ein Quad-Ausflug in die Wüste und in Kalabrien eine kurvige Cinquecento-Tour waren, ging es auf den Azoren zum Schwimmen mit den Delfinen. Ins Boot stieg ich, aber ins Wasser sprang ich nicht.
Dieses eigentlich traumatische Erlebnis wog aber wegen eines anderen Programmpunkts nicht besonders schwer: das Innere eines Vulkans. Fast sicher war es der Algar do Carvão auf Terceira. Das Titelbild dieser Zeitreise ist mein Blick aus ihm hinaus.
Ich hätte ewig in ihm bleiben können. Von seiner Energie gab es kein Entrinnen: Der Einzige war ich nicht, der diesem Ort auf den ersten Moment mit unaufhaltsamen und anhaltend fliessenden Tränen antwortete.
Tief hinunter
Im Gegensatz zum Naturereignis, habe ich keine berührende Erinnerung an ein Musikereignis auf den Azoren. Deswegen gibt es hier ein Lied, mit dem mich zehn Jahre später ein Algorithmus auf den ersten Ton zum Weinen brachte: zum Loslassen, einem Gefühl der Befreiung von sämtlichen Blockaden – wie im Vulkan auf den Azoren.
«Way Down We Go» brachte mich ausserdem darauf, über diese Zeitreise zu schreiben, stammt aus der Feder der Band Kaleo und spielt im Innern des Vulkans Þríhnúkagígur in ihrer Heimat Island.
Traditionelles Gebäck
Auf Pressereisen isst man tendenziell zu viel. Bei all dem Ausserordentlichen auf solchen Reisen, verlief dieser Teil jeweils ziemlich nach meinem Gusto. Das Essen auf den Azoren kam mir zum Teil schwer vor. Eintöpfe mit Blutwurst und so. Fisch war so gut wie sicher jeden Tag irgendwann auf dem Menü. Ich mochte es und fand den Wein seltsam.
Für das Zeitreisen-Rezept bin ich Alfinim gestossen. Das traditionelle Gebäck wird oft als Teil von Versprechen für den Heiligen Geist zubereitet, besonders bei Krankheit oder Schmerzen.
Alfinim
Zutaten
Zucker, Wasser, Essig
Zubereitung
Mische in einem Topf Zucker, Wasser und Essig. Die genaue Menge hängt von der Menge ab, die du herstellen möchtest. Ein gängiges Verhältnis ist etwa 2 Teile Zucker zu 1 Teil Wasser.
Erhitze die Mischung vorsichtig bis sie kocht. Rühre, um sicherzustellen, dass sich der Zucker vollständig auflöst.
Sobald die Mischung gekocht hat, lasse sie leicht abkühlen. Während sie abkühlt, kannst du mit dem nächsten Schritt beginnen.
Die Mischung muss kalt genug sein, damit du sie mit der Hand bearbeiten kannst. Wenn du mit einem Löffel eine Portion des Teigs entnimmst und in kaltes Wasser gibst, sollte er einen klaren, knackigen Klang erzeugen; das bedeutet, dass er die richtige Konsistenz hat.
Der Teig sollte so bearbeitet werden, dass man ihn in die traditionellen Formen bringt. Die alte Tradition besagt, dass man dies nur mit den Händen tun sollte und dass der Teig nicht mit einem Messer berührt werden darf. Das ist ein interessanter Aberglaube, der über die Jahre weitergegeben wurde.
Lass die geformten Alfinims auf einem Gitter oder einem Backblech trocknen. Sie sollten bei Raumtemperatur trocknen und aushärten.
Alfinim stammt vom arabischen Wort «alfen» und bedeutet «weiss» oder «rein». Aus traditioneller Sicht dürfen dem Teig keine Farbstoffe hinzugefügt werden. Auf den Azoren ist die Herstellung nicht nur eine kulinarische Praxis, sondern auch eine kulturelle Tradition, die oft in Familien überliefert wird.
































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