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AutorenbildEisbär

Geschicklichkeit gefragt

Es ist gerade eine anspruchsvolle Zeit, in der höchste Geschicklichkeit gefragt ist – im Denken und im Handeln. Heute erinnere ich mich an Momente mit meinem Vater, in denen es auch um Geschicklichkeit ging.



Es ging um die Geschicklichkeit beim Lastwagenfahren. Damals war die Last im Vergleich zum heutigen Weltgeschehen leicht. Auch der Kontext war erfreulicher: Sie war gefragt an den Geschicklichkeitsfahren der früheren Gewerkschaft VHTL für Angestellte in den Branchen Verkauf, Handel, Transport und Lebensmittel.


Ich durfte meinen Vater immer wieder an diese spektakulären Anlässe begleiten. Er war VHTL-Sektionspräsident. Bis zum Präsidenten einer Sektion oder eines Vereins habe ich es zwar noch nicht geschafft, doch sein ehrenamtliches politisches Engagement scheint mich zu ähnlichen Dingen zu bewegen. Dafür bin ich Dädi heute, an seinem 28. Todestag, besonders dankbar.



Mit Lastwagen habe ich heute nicht mehr wirklich was zu tun. Natürlich sehe ich jeden Tag welche. Meistens fallen sie mir positiv auf, zum Beispiel wenn sie ziemlich konsequent am Fussgängerstreifen halten. Sie sind zwar recht laut und stinken manchmal ziemlich, aber sie kommen mir irgendwie systemrelevant vor.


An den Geschickllichkeitsfahren mussten die Lenker:innen auf einem Parcours verschiedene Aufgaben mit ihrem Gefährt lösen. Zum Beispiel mit einer Spritzkanne Wasser in einen Behälter giessen oder, als Höhepunkt direkt vor dem grossen Festzelt, auf eine Kipprampe fahren und die Balance halten. Schaffte es jemand, waren Applaus und stehende Ovationen so gut wie garantiert.



Inländische Lastwagen von über dreieinhalb Tonnen Gewicht transportieren in der Schweiz hauptsächlich Waren für die Baubranche und für die Lebensmittelversorgung. Bezogen auf die Transportleistung standen 2020 Nahrungsmittel an erster Stelle, gefolgt von Steinen und Erden. Abfälle und Sammelgut belegen die Plätze drei und vier.


Laut der NGO Alpen-Initiative stossen Lastwagen heute noch beinahe so viel Kohlendioxid aus wie vor 25 Jahren aus. Bei der Dekarbonisierung des Fahrzeugparks, die im Kontext des Klimawandels nötig ist, und bei der Energie für Motorfahrzeuge, die im Kontext der Versorgungssicherheit knapp ist, sind endlich Prioritäten zu setzen.



Die Förderung erneuerbar betriebener Motorfahrzeuge muss sich deshalb auf Fahrzeuge im systemrelevanten Einsatz konzentrieren – also auf öffentliche Verkehrsmitel, Rettungs-,Transport-, Reinigungs-, Landwirtschafts- und Gewerbefahrzeuge inklusive Taxis und Autos für Menschen, die zum Beispiel Nachtschicht arbeiten, Spitex- oder Care-Arbeit leisten.


Für den motorisierten Privatverkehr stehen genügend andere und ressourcenschonende Alternativen im Zentrum anstelle von privaten E-Autos oder E-Motorrädern, konkret der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr.



Für den Verzicht auf das private Motorfahrzeug braucht es geschickte Politiker:innen, die das vermutlich grösste Tabu unserer Gesellschaft brechen und strenge Kontingente für den motorisieren Individualverkehr zu Gunsten des kollektiven Überlebens deutlich fordern sowie konsequent durchsetzen.


Das heisst zum Beispiel, dass der Kauf privater E-Motorfahrzeuge nicht weiter gefördert wird, stattdessen Haushalte ohne eigenes Auto Prämien erhalten und autofrei bewohnte Liegenschaften von der Parkplatzerstellungspflicht – also auch von der Gebühr bei Nichterstellung – befreit sind.

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